Haben Sie das gewusst?

Vorwort

Die Geschichte des Käfertaler Waldes  und damit des Karlsterns ist eng mit der geschichtlichen Entwicklung des heutigen Käfertal verknüpft. Schwer zu sagen ob die Entwicklung Käfertals ursächlich für die Entstehung des Karlsterns, oder der Karlstern der Impuls für die Entwicklung von „Kefferndahl“ war.

Es spricht einiges dafür, dass die Jagdleidenschaft der Kurfürstlichen Hofgesellschaft von den Dorfoberen von Kefferndahl trefflich dafür ausgenutzt wurde, Nutzen für die Gemeinde aus den höfischen Vorlieben zu ziehen.

Wer es verstand, wie die Dorfoberen, beginnend im Jahr 1300 mit der Ankunft von Phillip Sponagel, bis hin zum Schultheis Dick und Ratschreiber Le Metre zum ausgehenden 18. Jahrhundert, die dekadente höfische Gesellschaft mit Annehmlichkeiten anlässlich ihrer Jagdunternehmungen im Käfertaler Wald zu umschmeicheln, der konnte auch mit einem offenen Ohr des Kurfürsten für die Wünsche der Dorfgemeinschaft rechnen.

So manchen Vorteil, auch für die damals üblichen Fronarbeiten oder gar die Befreiung von denselben, konnten die damals Verantwortlichen für die Kefferthaler Gemeinde und ihre Bewohner ziehen.

So hat die Entwicklung des Karlsterns und die Entwicklung des Gemeindelebens in Käfertal immer einen gemeinsamen Bezug gehabt.

  • Ohne den ersten Wildtränkteich und die Anlage der Wege dort hin hätte es keinen Karlstern gegeben.
  • Ohne das Jagdgebiet um den Karlstern hätte es kein Jagdschloß in Käfertal und die Anlage des Zufahrtsweges zum Karlstern, die heutige Lampertheimer Straße gegeben.
  • Ohne die geradezu schleimerischen Dienstbarkeiten bei den Jagdveranstaltungen hätte es keine kurfürstliche Unterstützung für die Entwicklung der Gemeinde  Kefferthal gegeben.

Quellenangabe:

Teile der nachfolgenden Texte nehmen Bezug oder stammen aus dem „Heimatbuch der Gemeinden Mannheim Käfertal und Mannheim Waldhof“ von K. Frey und L. Klingert aus dem Jahr 1954.

Die Entstehungsgeschichte des Karlsterns

Der Karlstern und der Karlsternweiher sind bereits um die Jahrhundertwende 1300 n.Ch. entstanden.

Keverndal

Zu dieser Zeit war die Waldsiedlung „Keverndal“ von 7 Häusern oder Gehöften, in der dritten Generation mit etwa 40 Seelen bewohnt. Die Bewohner fristeten in dem Sumpfgebiet zwischen Neckarmündung und Altrhein ein kärgliches Dasein.

Die Geschicke des Dorfes leitete der Schultheiß „Sibito“, dem Amt und Würde in der Erbfolge von seinem Großvater Burchardo von Cheverndal übertragen war.Die spärlichen Viehherden in bunter Mischung mussten täglich mühsam durch unwegsames Gelände zu den Gewässern des Altrheins zur Tränke geführt werden. Sie waren außerdem ständig der Wildplage durch Wölfe und Bären ausgesetzt. Es gab keine befestigten Weiden oder gar Zäune und das Hüten des Viehs war eine sehr mühsame und gefährliche Angelegenheit.

Der Flüchtling Philipp trifft ein

So war es dem Schultheißen Sibito sehr recht, dass ein Flüchtling namens Philipp um eine Beschäftigung als Schafhirte nachsuchte.

Es wurde nie so recht deutlich woher dieser Flüchtling kam, jedenfalls musste er schon eine Menge gesehen und erlebt haben. Vielleicht, so mutmaßte man, war er gar ein Fahnenflüchtiger aus den damals zahlreichen Scharmützeln. Philipp wusste viel zu erzählen und anfangs hörte ihm Sibito auch interessiert zu. Bald aber fand er, dass es einem hergelaufenen gemeinen Schafhirten gar nicht gut anstand sich seinen, Sibitos Kopf, zu zerbrechen.

Als dann Philipp eines Tages vorschlug, doch einen Tümpel zur Viehtränke auszuheben, der größer war, als die üblichen Pfützen, die sich gelegentlich mit Schneewasser und Regen füllten, lehnte Sibito diesen Gedanken sofort ab.

Katzbuckeln beim Fürsten mit der von Philipp geklauten Idee

Für sich dachte Sibito aber, dass die Idee gut sei, nur gestand er sie dem Hirten nicht zu.Wenig später biederte er sich, wie es so seine Art war, beim Kurfürsten an und gab die Idee des Tümpels als seine eigene aus.Das Katzbuckeln beherrschten die Dorfoberen von Keverndal über Jahrhunderte weg perfekt. Dieser Diplomatie verdankten die Keverndaler Bürger andererseits auch eine bevorzugte Behandlung bei der Verpflichtung zur Fronarbeit beim Straßen- und Wegebau.

Nach heutigem Sprachgebrauch würde man sagen „Käfertal war bestens vernetzt“

Sibito veränderte die Idee aber insoweit, dass er dem Kurfürsten empfahl, einen Tränke Tümpel mitten im Wald zu graben, um so das Wild das ansonsten auf der Suche nach Wasser auch gerne in die Felder von Keverndal einbrach, im Wald zu halten wo es so einfacher zu jagen war.

Die Wildschäden in den Feldern von Keverndal interessierten den Kurfürsten nun aber herzlich wenig, den Tümpel für das Wild im Wald dagegen schon sehr. Denn so konnte der dekadente Sport der Tier- und Mensch verachtenden Parforce Jagt noch leichter ausgeübt werden.

Karlsternweiher und das Karlsternwegenetzt entstehen.

So befahl der Kurfürst dem Sibito, einen solchen Tümpel anzulegen, unter der Voraussetzung, dass ihn das alles nichts kosten dürfte. Es war wieder an den Keverndalern den gewünschten Tümpel in Fronarbeit während des Winters auszugraben, damit er sich bei der Schneeschmelze mit Wasser füllen konnte. Allen voran natürlich der gemeine Dorfhirte Philipp, zu der Zeit noch ohne Familiennamen, der nach der Meinung vieler, im Winter ja eh nichts zu tun hatte.

Zusätzlich befahl der Jägerobrist den ihm unterstellten Holzknechten, ein System aus sternförmig auf den Tümpel zulaufenden Schneisen in den Wald zu schlagen und zu Wegen auszubauen, dass das Jagdgebiet um den Weiher herum auch bequem für die Hochadelsmischpoke zu erreichen war.

Im Rahmen der nächsten Herbstjagd wurde dem Wegemittelpunkt am Weiher dann zu Ehren des Kurfürsten der Name „Karlstern“ verliehen.

In den nächsten beiden Jahren verflüchtigte sich das Wasser der Schneeschmelze wegen des Sandbodens mit der Zeit noch. Bald entstand aber eine Lehm- und Schlammschicht, sodass der Teich das ganze Jahr über das Wasser hielt.

Weitere Seen entstehen.

Da sich der Karlsternweiher in jeder Hinsicht bewährt hatte, wurden in der nächsten Zeit dann noch mehrere Tümpel gegraben, auch näher am Keverndaler Weidegebiet, sodass die Ursprungsidee, der Tränke für das Weidevieh, dann doch noch Wirklichkeit wurde.

So sind 7 Seen entstanden, die aber alle, bis auf den Karlsternsee in den nächsten Jahrhunderten verändert  zugeschüttet und aufgefüllt wurden. Sie verschwanden beim Bau der Kanalisation im Jahre 1885 endgültig.

An die Existenz der 7 Seen erinnert heute noch die Namensgebung des Siebseewegs.

Der Karlsternsee wurde immer wieder verändert und zuletzt als Kiesgrube für den Autobahnbau zur heutigen Größe ausgebaut.

Der Förderverein „Freunde des Karlsterns“ kümmerte sich seit der Vereinsgründung um die Anlage und hat zuletzt den Zugangsweg und die Aussichtsplattform gestaltet und erneuert.

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Ablauf einer „Kurfürstlichen Jagd“ im Käfertaler Wald um 1300 n.Chr.

Um die Jahrhundertwende waren die Kurfürstlichen Jagden das gesellschaftliche Ereignis schlechthin. Es handelte sich dabei meist um wochenlange Großveranstaltungen, zur Freude und Nutzen des dekadenten Hochadels  und auf Kosten  der notleidenden Bevölkerung die nicht nur alles bezahlen mussten, sondern dabei auch noch zu Frondiensten aller Art herangezogen wurden.

 

Die Dorfoberen der Kefferdaler schleimen sich beim Kurfürsten ein.

Sibito, der damalige Dorfvogt, befolgte den weisen Rat seines Vaters Gottlieb und Großvaters Burchardo, sich die Gunst des Fürsten nie zu verscherzen.

Der Grundsatz „Nach oben katzbuckeln und nach unten treten“ bewährte sich damals schon.

Es kann über Jahrhunderte aktenmäßig belegt werden, dass die hohen Herren für die ‚.Kefferndaler“ allzeit eine besondere Vorliebe und ein großes Wohlwollen hatten.

Die Gründe waren: ein stets ergeben, unterwürfiges Verhalten der Dorfvögte, immer gute Jagdbeute mit anschließend bester Bewirtung aller Jagdteilnehmer.

 

Die Teilnehmer an den Jagden

Zu solchen fürstlichen Jagden wurden geladen:

  • die Fürstbischöfe von Mainz und Speyer,
  • der Fürstabt vom Cisterzienser-Kloster Lorsch
  • Zehntherren von Schriesheim,
  • der Burgherr von Weinheim und andere.

Die“Jägerobristen“ benachbarter Siedlungen mit Armbrust sowie Hatzhunden erschienen pflichtgemäß. Zuletzt hatten sich die Untertanen mit ihren „Hatzhunden“ als Treiber einzufinden.

Reichlichen Wein mussten die Rebbauern von überm Rhein als Zehntabgaben anliefern.

 

Die Vorbereitung des Jagdtages

Der lange Zeit vorbestimmte, wohl vorbereitete Jagdtag wurde mit einem Gottesdienst begonnen.

Anschließend wurden die seit der vorangegangenen Jagdfeier Neugeborenen getauft, dazu kamen seltene Hochzeiten.

Die Taufpaten waren standesgleiche Freunde.

Wenige Tage vorher wurde eine „Vorjagd“ oder „Wildprobation“ abgehalten. Das Wild sollte gewöhnt werden, in gewünschter Richtung zu flüchten.

Jeder Treiber musste sich seinen Weg durch die Wildnis bahnen, Hatzhunde lernten die Jagdtiere aufstöbern und ihr rückwärtiges Ausbrechen verhindern.

Bei diesen Vorjagden wurde nur wenig Wild erlegt, das dann beim Festmahl gebraten wieder erschien.

Zu den Jagdvorbereitungen gehörte auch die Errichtung eines Schießstandes.

Dazu wurde möglichst eine kleine Anhöhe ausgewählt, mit Dornen, Reisig und Hürden zur Sicherheit der Jagdherren umzäunt.

Die einzelnen Schießplätze wurden schließlich mit grünen Leinentüchern zum Wetterschutz überdacht.

 

Der eigentliche Jagdtag

Nach reichlichem Frühstück ritten Jagdherr, Gäste, Jägerobristen mit Dienertross zum Forst, übergaben die Reittiere an Knechte zur Weide, bezogen ihre Schießstände, und die Jagdhörner schmetterten. Mit Halali und Hussa begann solch eine fürstliche Jagd.

Die Knechte und weither befohlenen Untertanen stöberten das im Unterholz verschlafene Wild auf, Hunde bellten.

Die Wildschweine, Wölfe, Bären, Hirsche, Rehe, Füchse, Dachse und Hasen flohen bei dem Kesseltreiben in Richtung der lauernden Armbrustschützen.

Der Ring wurde langsam enger. Das Wild umkreiste den Schießstand und erlag den spitzen Pfeilen. Dass sich mancher angeschossene Keiler beim Versuch zu fliehen mit den Hatzhunden verbiss oder ängstliche Treiber anfiel, gehörte zu den Gefahren einer Jagd. Am Abend lag die Beute, in Artreihen geordnet, zur Besichtigung bereit.

Auf Zweiräderkarren verladen, wurde das erfreuliche Jagdergebnis in langem Zuge von Reitern und Tross bei froher Unterhaltung heimgefahren.

Die hohen Herren tafelten bei knusprigem Wildbraten und reichlichem Wein. Die erfahrenen und geübten Knechte enthörnten das tote Wild und weideten es aus. Das Geweih stand dem Schützen zu.

Um das Gekröse stritten sich die hungrigen Treiber, die bei Gesottenem und Gebackenem in den Bauernhäusern Verpflegung und Unterkunft fanden.

 

Die Nachjagd

Da aber oft mehr als die Hälfte der Jagdtiere zwischen Menschen und Hunden ausbrach und waidwundes Wild unter dem dichten Gebüsch verendete, wurde am folgenden Tage eine Nachjagd veranstaltet, woran alle Treiber und Jägerobristen teilnehmen mussten. Unterdessen erholten sich die Herrschaften von den Anstrengungen der Jagd bei politisch-diplomatischen Beratungen.

An den folgenden Tagen wurde ein benachbartes Revier jagdlich ausgebeutet. Pferdebauern hatten das erlegte Wild bei der Hofküche in Heidelberg abzuliefern. So verlief das Spiel wochenlang zum Wohle der hohen Herren und zum Wehe des gemeinen Volkes welches letzten Endes nicht nur die Bewirtungskosten zu tragen hatte, sondern deren Felder und Weiden nach diesen Jagden oft weitgehend zerstört waren.

Das reichlich vorhandene Wild, welches selbstverständlich nur dem Adel vorbehalten war, zerstörte aber auch ohne diese Jagden, immer wieder Felder und Wiesen.

So sorgten diese, völlig jenseits jeder waidmännischen Regeln stattfindenden Massenjagden dann doch wieder für eine gewisse Entspannung, weil sie den Wildbestand ganz entschieden dezimierten.

Heute, rund 725 Jahre nach dem Eintreffen des Philipp Sponnagel, leiden die Käfertaler, Waldhöfer und Gartenstädter, wiederum unter der Plage nächtlich marodierender Wildschweine.

Nacherzählt nach dem „Heimatbuch von Mannheim-Käfertal und Mannheim-Waldhof“, von Karl Frey und Lorenz Klingert, Mannheimer Großdruckerei 1954.

Hofjagden, ausgehendes 18. Jahrhundert.

Schon die kurfürstlichen Jagden um 1300 waren ein grausames und feiges Dahingemetzel von Wildtieren, wurden aber noch von den sogenannten Hofjagden, Ausgang des 18. Jahrhunderts, bei weitem übertroffen.

Hunderte von Kutschen mit schießwütigen Angehörigen des Hofadels knallten dabei das zuvor in Gehegen eingesammelte und ihnen praktisch vor die Flinten getriebene Wild nieder.

Eine anschauliche Schilderung einer Hofjagd, Parforcejagd genannt, enthält ein Privatbrief von Iffland, der seinem Vater über eine Hofjagd also schrieb:

Mannheim, den 26. November 1779″

Verehrungswürdigster Herr Vater!

Ich habe auch bei Schwetzingen neulich eine masquierte Jagd gesehen, die sehr prächtig war. Sie kostete 50 000 Gulden.

Aus dem Heidelberger Tor hat der Offizier die Zahl der Kutschen auf 1000 angegeben. Gerüste waren für 9000 Menschen gebaut. Stellen Sie sich die herrliche Straße, mit Bäumen besetzt, nach Schwetzingen vor, der ganze Weg eine Kette von Kutschen aus Speyer, Heidelberg, Mainz, sogar Frankfurt und Hanau, aus Worms, Darmstadt und Mannheim.

Der Platz war eine völlige Ebene, auf welche man Berge auf Leinwand aufgespannt hatte, in der Tat ein ganz neuer Anblick für mich.

Berge, Schlösser, Brücken, Terrassen in der Größe, in welcher man sie natürlich sieht, in freier Luft gemalt zu sehen.

Die Gemälde in einem halben Mond, die Gerüste in dem andern machten einen geschlossenen Zirkel aus.

Die Schweine, Füchse, Dachse und Hasen wurden oben aus einem Pförtchen, aus den gemalten Bergen heruntergelassen und wenn sie sich in den Wegen, die von Brettern gemacht waren, häuften, fielen oft 50, 60 herunter, dass die Erde krachte.

Die meisten wurden von den Damen und Herren, Kurfürst und Kurfürstinnen erschossen, was nach ein Uhr noch übrig war, wurde gefangen.

Ein böses Stück Arbeit. Ich habe mich über die Haltung eines Oberförsters gewundert.

Ein ungeheures Schwein ergriff ihn hinten am Rocke. Der Kurfürst schrie allen Jägern zu: „Um Gottes Willen, rettet den Mann!“, als der Mann ganz kalt sagte: ..Hm! Ich habe es nicht gesehen‘, langsam seinen Hirschfänger zog, das Schwein am Ohr hob und so in den Rachen stieß, daß es, ohne sich zu rühren, dalag; hierauf wischte er sein Eisen ab, ging zum Kurfürsten und sagte: „Danke. Ew. Durchlaucht für die gnädige Vorsorge! Gelt, das war ein böser Teufel.“

Das Bravo, das ihm von so viel tausend Menschen zugeschrien wurde, machte die Schweine so wild, dass sie, wohl Hundert an der Zahl auf den Mann, der allein auf dem Platze war, zurannten.

Wie sie bald an ihm waren, sagte er: „Ja, da könnt ihr lange passen“, und mit einem Sprung war er auf dem Gerüste bei uns…

Das Blasen von Extraposten in Mannheim den Tag vorher und der Lärm der Jagdhörner, Musik, Kutschen und betrunkenen Leute, die Nacht vor der Jagd war unglaublich. So geht es alle Tage.

Da im Käfertaler Wald ähnliche Hofjagden stattfanden, so ist es leicht, sich ein Bild auszudenken, wie belebt die Straße vom Jagdhaus bis zum „Karlstern“ war, wie die Jagdhörner erklangen, das Halali und Hurra mit Hundegebell ertönten und die buntbefrackten Hofjagdherren sowie Damen dareinschauten.

Solche Jagden waren nicht ungefährlich. Sich einem angeschossenen, verbissenen Keiler zu nähern, ihn mit einem Prügel zu erschlagen, ist eine mutige Tat. Selten verlief eine Jagd ohne Unfall.

Und doch freuten sich viele auf die jährlichen Großjagden. Man kam aus dem Alltag heraus, sah Fremde, erlebte Abenteuer, erzählte Jägerlatein und trank – Freibier.“

Quelle: Heimatbuch der Gemeinden Mannheim-Käfertal und Mannheim Waldhof von Karl Frey und Lorenz Klingert, Mannheimer Großdruckerei 1954.

 

Johann Baptist Le Metre, ein Zugereister revolutioniert Landwirtschaft und Gemeinwesen von Kefferthahl

 

Um das Jahr 1750 fuhr ein Emigrant aus der Schweiz den Rhein entlang. Mit Frau, einer Tochter Henriette und einem großen Schatz im Busen, suchte er eine Bleibe.

In der Freiburger Gegend erfuhr er wegen seines reformierten Glaubens mehrfache Ablehnung. So kam er bis Mannheim und erbat eine Audienz beim Kurfürsten, um sich in Pfälzer Landen ansiedeln zu dürfen. Dieser hörte sich den Bericht über seine Verhältnisse und Lage an und schickte ihn nach Kefferthal zu dem Schultheißen Dick.

Mit einer mündlichen Empfehlung vom Kurfürsten kam so eines Abends der Fremdling vor die Behausung von Martin und Margarete Dick, geb. Sponagel. Dort wurde er und seine Familie herzlich aufgenommen.

Am nächsten Tag zeigte der Schultheiß dem Ankömmling die Schönheiten seiner kleinen Gemeinde: Die reformierte Kirche, das neuerbaute Schul­haus, unweit daneben das katholische Kirchlein und wieder unweit davon das kurfürstliche Jagdhaus mit seinen beneidenswerten Anlagen.

Es stellte sich bald heraus, dass Le Metre ein ausgezeichneter Landwirt und Gärtner war. Außerdem brachte er neben vielen fremdartigen Sämlingen und Pflanzen auch allerhand landwirtschaftliches Gerät mit, welches bis dato den Kefferthalern völlig unbekannt war. Auch verfügte er über für damalige Verhältnisse unvorstellbare Geldmittel.

In den darauffolgenden Jahren kam es zu einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit und Freundschaft, zwischen dem wohl gebildeten und angesehen Schultheißen, seine Frau Margarete und dem Ehepaar Le Metre.

Le Metre machte sich zunächst ein umfangreiches Bild vom dörflichen Leben und der dort betriebenen Landwirtschaft um dann wohlüberlegt und behutsam beides, Gemeinwesen und Landwirtschaft, zu reformieren.

Sein mitgebrachter, aus China stammender Wendepflug sorgte bald für ein Vielfaches an landwirtschaftlichem Ertrag. Bis dato war der Ritzpflug gebräuchlich. Man riss den Boden lediglich auf, streute das Saatgut oberflächlich darauf und zog den Boden mit Brettern glatt. Auf diese Weise ging der größte Teil des Saatgutes nicht auf.

Das änderte sich mit dem Einsatz des Wendepfluges und der Egge mit Eisenzinken.

Le Metre führte die Stallfütterung ein, den Weidezaun um die Viehherden und vor allen Dingen, die Düngung der ausgemergelten Erde.

Er sorgte auch für den Wegebau und den Bau von festen erschwinglichen Häusern.

Ein wesentlicher Fortschritt war auch die Einführung des vierrädrigen Wagens. Die bisher gebräuchlichen zweirädrigen Ochsenwagen mit fester Deichsel sorgten wegen der Zahlreichen Schlaglöcher oft für die Verletzung der Zugtiere durch seitliche Deichselschläge.

Le Metre zog dann noch gegen 1785 in das 1742 bis 1747 erbaute Jagdschloss ein, nachdem dieses für die höfische Jagd nicht mehr benötigt und unter dem Betreiber Freiherr von Vieregg sehr als Edelbordell in Verruf geraten war. 42 Zimmer für sogenannte „Hofdamen“ wurden zuletzt darin auf Staatskosten unterhalten.

Auf dem hinteren Gelände betrieb er dann seinen Versuchsgarten für alle damals noch weitgehend unbekannte Gemüse und Obstsorten, deren Sämlinge er mitgebracht hatte.

Aber auch sein größter gärtnerischer Fehlschlag, die Rhabarber-Plantage nahm dort ihren Anfang und ihr unrühmliches Ende.

Zusammen mit Schultheiß Dick führte er auch noch als Ratsschreiber die Geschicke von Kefferthal äußerst erfolgreich.

Gedankt wurde ihm sein großes Engagement von den Kefferthalern allerdings eher wenig. Auch von Seiten des Hofes, der sich immer seiner neuen Verfahrensweisen rühmte, ihn aber nie in den Kreis landwirtschaftlicher Hofräte aufnahm, aber ständig seine Erfolge als die eigenen ausgab und ihn nie als geistigen und praktischen Vater derselben anerkannte oder erwähnte, kam keine Anerkennung.

Er musste gar seine verstorbene Ehefrau in Feudenheim zu Grabe tragen, weil ihm die Käfertaler wegen seines reformierten Glaubens eine Bestattung auf dem kirchlichen Friedhof verweigerten.

So traf auch auf Le Metre die alte Weisheit zu: „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“

Die Rhabarber-Plantage von Käfertal – ausser  Spesen – nichts gewesen.

Das Trauerspiel um die Käfertaler Rhabarberplantage ist auf 120 Akten­bogenseiten historisch verbürgt.

Zu Hanau am Main lernten sich zwei Weltenbummler in der Wander­burschenherberge kennen. Johann Stephan Eberhardt kam aus Petersburg. Er trug Samen und getrocknete Wurzeln einer angeblichen Medizinpflanze bei sich. Es war Rhabarber, ‚der aus China über Russland zu uns kam. Der zweite Gärtnerbursche, Johann Dambach, kam aus Paris. Beide walzten süd­lich durch die Pfalz, über Speyer, Straßburg bis Basel.

In der Herberge „Zum grünen Wald“ lernten die Gärtnerburschen Le Metre kennen. Der war ja für alles Neue sehr empfänglich. Die Lobeshymnen über das neue Wundergewächs veranlassten Le Metre, die Gärtnerburschen einzustellen und versuchsweise einen Anbau zu wagen. In der Tat entwickelten sich Samen und Wurzeln in einem Jahre mit Blättern, wie es in Le Metres erstem Garten zum „schwarzen Fleck“ noch keine gab. Nach Angabe von Eberhardt stecke die Heilkraft in den Wurzeln, die aber erst im dritten Jahre ausgegraben und verwendet werden können. Soweit war der Anbauversuch, als Le Metre dem Kurfürsten sein Geheimnis verriet.

 

Jetzt begann die Anpflanzung in der Plantage hinter dem Jagdhause auf Le Metres eigenem Boden.

Von den neuen „Landwirtschaftlichen Hofräten“ kam jeden Monat eine Kommission nach Käfertal und begutachtete die neue Medizinpflanze. Zu Hause schrieben die Herren Lobeshymnen über die Wirtschaftsreformen in der Pfalz. Das neue Amtsblatt trug Ruhm in die weite Welt.

Aus allen Ländern kamen hochgelehrte Fachmänner, bestaunten vieles, rühmten die zweckmäßig gebauten Häuser und rieten, die Versuche mit der Medizin­pflanze ja fortzusetzen.

Der Mannheimer Medizinalrat Fischer begutachtete die Rhabarberplantage und „fand sieben Morgen in schönster Anlage und gutem Gedeihen“. „Ob der Erfolg der Anlage gut ist, lässt sich noch nicht bestimmt sagen.“

Im Herbst des dritten Versuchsjahres wurden die zuerst gepflanzten Rhabarberwurzeln ausgegraben, sorgfältig gereinigt und im heißen Backofen gedörrt.

Im landwirtschaftlichen Amtsblatt wurde das neue Produkt zum Verkaufe angeboten. Aber kein Arzt und kein Apotheker interessierte sich dafür. Deshalb ließ die Hofkammer die getrockneten Rhabarberwurzeln von Ärzten, Apothekern und Heidelberger Hochschulgelehrten auf ihre Verwendbarkeit begutachten. Diese mahlten, rieben, kochten, pressten, filtrierten die braune Masse, trockneten sie wieder und formten sie zu Pulver, Pillen oder Zäpfchen. Viele Versuche an Menschen und Tieren blieben ergebnislos.

Le Metre bekam den strikten Befehl, die Rhabarberanlagen auf 15 Morgen zu erweitern.

„Die Verarbeitung der Wurzeln durch Destillation hat nichts Brauchbares ergeben“, wurde schließlich festgestellt

Also wurde der hochweise Beschluss gefasst:

„Die Rhabarberplantage zu Kefferthal ist aufzuheben.“

Die bisher für die Bürger verbotene Anpflanzung des Rhabarbers war aber damit nicht mehr aufzuhalten. Erst heimlich, dann offen, wurden in vielen Privatgärten solche Stöcke ge­pflegt und weithin verbreitet. Findige Köche verwendeten die Stängel zu Rhabarberkuchen und zu Wein. Der Saft dieser Pflanze ist ein gutes Mittel für stillende Mütter. Als Frühgemüse ist heute Rhabarber gesucht. Der feldmäßige Anbau lohnt sich.

Die verregnete Hofjagt – Dorfvogt Martin Dick nutzt die Gunst der Stunde

Der tüchtige Dorfvogt verstand es, von der Gnadensonne des jungen Kur­fürsten Karl Theodor, des eifrigen Förderers der Künste und Wissenschaften, auch einen Strahl auf sein Dörfchen zu lenken.

Aus Anlaß einer Hofjagd im rund 790 Hektar großen Gemeindewald stellte Martin Dick die Treiber mit Hatzhunden auf und meldete das in untertänig­ster Form dem Jagdherrn.

Dem Kurfürsten wie den Hofherren fiel das selbst­sichere Auftreten des Dorfvogtes angenehm auf. Die Jagd begann, musste aber wegen eines starken Herbstregens bald abgebrochen werden.

In Ermangelung einer Schutzhütte lud der Ortsschultheiß die durchnässten Jäger in seine bescheidene Wohnung ein. Der Kurfürst nahm die Einladung an; sie ritten ins Dorf zurück und kehrten ein. Hier wärmten und labten sich der Fürst und die Hofherren.

Dabei lernte Karl Theodor die Frau Schultheiß kennen, die den Fürsten mit einem Hofknicks begrüßte.

Da der Pfälzer Wein die Zungen leicht löst, hörte der Kurfürst von der juristischen Vorbildung des Schultheißen, der Pensionatserziehung seiner Ehefrau, ihrer ausgezeichneten Kenntnis der Hofsprache, des Französischen, ihrer Gesangeskunst sowie ihrer Vorliebe für das Theater.

Auch von seinen Plänen sprach der Dorfvogt. Die Ortswege sollen ein Steinpflaster erhalten. Sicher verriet er auch seine Absicht, ein großes Gasthaus zu erbauen, damit die Jagdgesellschaften mit ihren Damen gute Verpflegung, Vergnügen bei Tanz, Musik und Theaterspiel fänden.

Weiter sollte eine Schutzhütte für Menschen und Tiere im Walde erstellt, ein besserer Weg zum Walde gebaut und dieser laufend gut unterhalten werden. Der junge Kurfürst, der für alles Neue und Fortschrittliche sehr empfänglich war, hörte aufmerksam zu. So bekamen Martin Dick und seine Frau Margarete, die als Dolmetscherin dabei mitsprach, einen „Stein im Brett“.

Der stille Wunsch, einen Zuschuss für sein „spanisches Schloß“, das große Gasthaus, aus der Hofkammerkasse zu erhalten, war im Unterton sicher hör­bar. Doch diese Kasse litt immer an Ebbe. Immerhin, die Jagdherren schieden in dem Bewußtsein: „In Kefferlhal tut sich etwas.“ Nicht nur in Schwetzingen, auch in den Jagdgründen dieses Waldes soll es sich vergnügt leben lassen.

Die vorzügliche Bewirtung der Jagdgesellschaft und die geschickt geführten Gespräche zahlten sich rasch aus.

Bald darauf bekam Kefferthal den kurfürstlichen Befehl, im Walde eine Schutzhütte für Menschen und Tiere zu erbauen, einen guten Weg bis zum Karistern“ anzulegen und ihn stets im Frondienst für Pferde und Wagen zu unterhalten. Dafür sollen die Untertanen von Kefferthal von allen „Land­fronden“ befreit sein. Zum Zeichen dafür erhielt der Schultheiß ein „Patent‘ oder einen Fronfreibrief. Weiter enthält dieses Patent noch die Verpflichtung für die Kefferthaler Bürger: sie haben einen Schuppen für Heu zu bauen, da­mit die Pferde bei den Jagden sowie die Hirsche und Rehe in schneereichen Wintern Futter bereitfinden. Dem Herrenschäfer wurde verboten, „ein Weidestück von vier Morgen von Okuli (4. Sonntag vor Ostern) bis Jakobi (25. Juli) zu übertreiben, damit die Kefferthaler heuen können.“ Alles war wohl vorbedacht.

Es wird dem Schultheißen nicht leicht gefallen sein, seine Mitbürger von der Nützlichkeit der neuen Fronlasten zu überzeugen. Doch er ging voran, sie folgten ihm. Ein Jahr später standen die Schutzhütte am Karlstern und ein gefüllter Heuschuppen.

Auch ein schnurgerader Weg, die jetzige Lampert­heimer Straße, war gebaut. Der Sand wurde von dem Wegwart täglich glatt gerecht. Dieser musste jetzt am Vormittag den „Jagdweg zum Wald“ und nachmittags den „Mannheimer Weg“ gewissenhaft unterhalten. Dafür zahlte ihm die Gemeindekasse im Monat einen Gulden mehr.

So oder so ähnlich verstanden es die Kefferthaler immer wieder, Vorteile für die Gemeinschaft und ihre Bürger aus ihren untertänigsten Dienstbarkeiten für die höfischen Jagdgesellschaften zu ziehen.

Die Gunst der Stunde zu nutzen, das beherrschten  sowohl Martin Dick, als auch später Johann Baptist Le Metre.

Das Kefferthaler Jagdschloß

Anstatt Geld mitzubringen, um das Phantasiehaus „Gasthaus zu den drei Jägern“ bauen zu können, verlangte ein Mannheimer Hofbaurat vom Schultheißen, dass er ihn auf der Suche nach einem Bauplatz begleite. Noch wusste Martin Dick nicht, was in Kefferthal gebaut werden sollte. Beide suchten und fanden am Dorfende einen Platz mit schöner Aussicht auf den Wald. Hier hat der Hofbaurat vermessen abgesteckt und Pfähle einrammen lassen. Die Besitzer der Grundstücke wurden acht Tage später vor das Ortsgericht geladen.

Wieder kam der Hofbaurat mit einem Bauplan geritten und verkündete dem Schultheißen und den Versammelten: „Der Kurfürst hat befohlen, auf dem abgesteckten Platze ein Jagdhaus zu bauen.“ Die Grundstücksbesitzer werden entschädigt durch Zuteilung eines Waldstückes von doppelter Größe des Verlustes.‘ Die Antworten auf das „Wo?“ und „Wie?“ wurden vertagt.

Alle Gemeinden in „Pfälzer Landen“ erhielten den Befehl, eine „Sonder­bau-Steuer“ zu erheben und an die Hofkameralkasse abzuliefern. Die um­liegenden zehn Gemeinden erhielten den Befehl, Landfröner zu bestimmtem Termin nach Kefferthal zu entsenden. Diese wurden dem Schultheißen Dick zur Aufsicht unterstellt, der sie zu Erdarbeiten und in Gruppen als Holzfäller, Maurer, Zimmerer, Ziegler u. dgl. einteilte. Die Bauleitung hatte der Hofrat. Nur er hatte zu befehlen. Die Kefferthaler durften von 1742 bis 1747 zu­schauen, wie Landfröner ein zweistöckiges Jagdhaus, eine Scheune, einen Pferdestall mit Tanzsaal darüber fertigstellten.

Vom Pferdestall aus konnte man durch einen unterirdischen Gang unter dem Garten ins Feld entweichen. Warum wohl?

Die bei der Fundamentierung ausgehobene Erde wurde nicht abgefahren, sondern inmitten des geräumigen Gartens zu einem Hügel aufgeschichtet und dieser mit einem Pavillon zwecks besserer Aussicht auf den Wald gekrönt. Um den Hügel wurden Reben gepflanzt. Ein hoher Gartenzaun umschloß das Ganze, Platanenbäume wurden rundum gesetzt. Der gewölbte Geheimgang ging unter dem Hag hindurch und endete im wildwuchernden Brombeerhecken­gesträuch. Nur Eingeweihte fanden die mit Dornengerank verdeckte Falltüre und mit einer Laterne den Weg zum Pferdestall.

Dieser Stall hatte Platz für 24 Reittiere, auf denen die Herren zur Jagd geritten kamen. Im Unterteil der Scheune waren „Jagdutensilien“, wie Chaisen und Wagen für Hofdamen, Karren zur Abfuhr des erlegten Wildes, auch eine große Anzahl von ‚Abhängetüchern“. Solche bunte, grellfarbige Lappen wurden am Tage vor der Jagd um den Jagdbezirk aufgespannt, damit das Wild, vor dem Ausbrechen abgeschreckt, in den Bezirk zurückflüchtete und vor die Pfeile oder Flinten der Jäger gehetzt werden

Der Kefferthaler Tierpark

Noch war das kurfürstliche Jagdhaus nicht ganz fertig, als ein weiterer Befehl eine neue Aufgabe stellte:  Im Kefferthaler Wald sollte ein großer Tierpark angelegt werden. Die verantwortliche Oberleitung hatte der Jägermeister und Schultheiß von St. Ilgen, Aus Odenwälder und überrheinischen Waldungen mußten auf dem Fronwege 10000 Palisadenpfähle, 10000 Stück zwölf Schuh lange Holzstöcke und 15 000 Borde zur Einfriedung des Tierparks angeliefert werden. Die technischen Arbeiten haben Soldaten aus der Mannheimer Garnison ausgeführt. Die alten halbverschütteten Suhlweiher wurden vergrößert.

Als drei Seiten fertig waren, fand ein großes Jagdtreiben statt. Dieses be­gann an der Bergstraße. Das Wild wurde von den Hatzhunden aufgestöbert, durch die großen Waldungen verfolgt und in den umzäunten Bezirk ge­trieben. In Tag- und Nachtarbeit wurde der Tierpark dann geschlossen.

Bald kamen eingefangene Hirsche von Amorbach im Odenwald und der Haardt in der Pfalz, auch Rehe aus dem Murgtal im nördlichen Schwarzwald und wurden in den Park eingesetzt. Bei der Uberfahrt eines Hirschtransports über den Rhein kippte die Fähre bei Sandhofen wegen einseitiger Belastung um. Der Fährmarin und die Hirsche in den Käfigen ertranken.

Doch war die Einfriedigung zu niedrig. Die Hirsche setzten darüber hin­weg. Eine Jahresarbeit war unnütz. Also musste wieder von vorn begonnen werden. Die zuerst verwendeten zwölf Schuh langen Tannenpfosten wurden durch um ein Viertel längere, vierkant behauene und mit Langhölzern verbundene Pfosten aus mittelstarken Eichen ersetzt.

 

Das Wasserwerk im Käfertaler Wald

Obwohl Mannheim von so viel Wasser umflossen ist,  bereitete die Trinkwasserversorgung der Stadteinwohner den Stadtvätern Sorge. Verseuchte Ziehbrunnen ließen Seuchen und ansteckende Krankheiten nie ganz ausrotten. Daher hat der Stadtrat oft versucht, dieser Misere Herr zu werden.

Außer den sogenannten „Kosakenbrunnen“ mussten private Brunnen oft verboten werden. Wasserträger brachten Wasser, das sie aus den Kosaken­brunnen schöpften, an einem Joch über die Schultern der Bevölkerung. 

Um 1800 wollte die Stadt unter Leitung von Johann Andreas von Traitteur (1752-1825), den Apfelbach von Nußloch aus über Wiesloch nach Mannheim leiten.

Der Graben war bis nahe Seckenheim ausgeworfen und die Deiche waren auch soweit gelegt, als kriegerische Wirren und Finanznöte dem kostspieligen Unternehmen ein Ende bereiteten.

Um 1882 wurde der aus Wien stammende, eigens für die Wasserleitungs­arbeiten berufene Ingenieur, Oskar Smreker, beauftragt, gesundes Wasser zu suchen. Dabei entdeckte er im Käfertaler Wald den schon vielgenannten Grundwasserstrom.

Dies veranlasste den Mannheimer Stadtrat, mit der Gemeinde Käfertal in Unterhandlungen zu treten. Unter dem 26. No­vember 1884 wurde ein Abkommen getroffen, worin die Stadt berechtigt wurde, auf einem 1,8 Hektar großen Waldgelände eine Pumpstation zu er­richten.

Für die Überlassung des bezeichneten Geländes und der genannten Be­rechtigungen zahlte Mannheim der Gemeinde Käfertal insgesamt 64.000 Mark.

Der Bau des Wasserwerkes nach den Plänen des Ingenieurs Smreker wurde am 1. September 1886 begonnen. Am 21. April 1888 konnte die Wasserversorgungsanlage mit etwa 700 Hausanschlüssen und Wasserabgabestellen in Betrieb genommen werden.

Das Werk wurde zunächst ohne Hochbehälter betrieben. Das Wahrzeichen von Mannheim, der Wasserturm, ist erst am 1. Juli 1889 vollendet worden. Von diesem 2000 cbm fassenden Hochbehälter aus erfolgt die Versorgung der ver­schiedenen Stadtbezirke.

Im Jahre 1908 wurde über den dabei gleichzeitig mit Wasser versorgten Waldhof eine zweite Zuleitung nach der Stadt über die Jungbuschbrücke gelegt und am Luzenberg ein zweiter Wasserturm mit ebenfalls 2000 cbm Fassungsvermögen errichtet.

Bemerkenswert ist, dass der Wasserstand dieses Turmes um 5 Meter höher ist als der des Mannheimer Wahrzeichens.

Eine besondere Rolle spielte das Mannheimer Wasserwerk auch am Ende des 2. Weltkriegs, am Mittwoch, dem 28. März 1945 als die Mannheimer Telefonistin Gretje Ahlrichs über eine noch intakte Telefonleitung von der Innenstadt zum Hauptquartier der Amerikaner, im Mannheimer Wasserwerk, die wohl erste und einzige telefonische Kapitulation der Geschichte aushandelte.

Am Karlstern gab es einen Zoo!

Tierpark am Karlstern – Kurzbeschreibung 1912-1956

Zu den vielbesuchten Sehenswürdigkeiten der neuen Zeit gehört der Tierpark im Käfertaler Wald.

Der Gedanke, den halbvergessenen Karlstern wieder zu Leben zu erwecken stammt von dem Gastwirt Philipp Sommer, der im Jahre 1912 eine Gaststätte am Karlstern erbaute und daneben im Jahre 1930 einen neuzeitlichen Tierpark einrichtete.

Daraus ist sechs Jahre später (1936) die „Bolichsche Tierschau“ hervorgegangen.

Sie umfasste exotische Tiere jeder Art, vom Affen bis zum König der Tiere, dem Löwen.

Der Gründer und der jetzige (Drucklegung 1952) Unterhalter der Anlage, haben den vielen Besuchern eine prächtige Schau und den Kindern einen Spielplatz und Lehrobjekt geschenkt.

Die Unternehmen erlitten in der Nacht vom 18./19. November 1943 durch einen schweren Luftangriff einen vernichtenden Schlag.

Das Gasthaus brannte vollständig nieder. Durch teilweise Auslagerung der wertvollsten Tiere entgingen diese der Gefahr der Vernichtung.

1945 kehrte Paul Bolich zurück und baute den Tierpark wieder neu auf.

1956 wurde der Tierpark dann krankheitsbedingt geschlossen.

Die Dynastie der Sponagels

In all den  vorangestellten Geschichten und Erzählungen taucht immer wieder der Name „Sponagel“ auf. Wie ein roter Faden zieht sich die Entwicklung des „Sponagel Geschlechts“ durch die Geschichte von Cheverndal, Kefferndahl, Kefferthal bis zum heutigen Käfertal.

Ausgehend von Urvater Philipp der als Flüchtling aus Friesland kurz vor 1300 in Cheverndal eintraf und dort den Namen Sponagel erst erhielt, spielten die Sponagels fortan eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Gemeinwesens von Cheverndal.

Philipp Sponagel, der als gemeiner Viehhirte ohne jegliche Bürgerrechte begann, beeinflusste schon früh die Viehhaltung, die Weidewirtschaft und die Entwicklung der gesamten Landwirtschaft. Er hatte viel auf seiner Flucht aus Friesland unterwegs gesehen, und verstand es, das Gesehene  in Landwirtschaft und die aufkeimende Bauwirtschaft einzubringen.

Der Name Sponagel ging auf eine Erfindung von ihm zurück, nämlich zwei Balken mit einem Holznagel zu verbinden. Aus dem Span-Nagel wurde schließlich Sponagel. Es war damals üblich, den Familienname aus dem Beruf oder der beruflichen Tätigkeit zu bilden.

Philipp traf mit seinen Ideen nicht immer auf Gegenliebe, bzw. viele Ideen, wie zum Beispiel die Anlage des Karlsternweihers wurde ihm vom damaligen Dorfvogt gestohlen, der damit beim Kurfürsten glänzen wollte.

So verwundert es auch nicht, dass die schon lange versprochenen Bürgerrechte für sich und seine Nachkommen erst nach seinem Tod, kurz vor der Bestattung in die kalten Hände gelegt wurden.

Nicht immer brachte ein bedeutender Sponagel auch bedeutende Kinder hervor. Manchmal trat auch eine ganze Generation nicht besonders in Erscheinung. Aber über die Jahrhunderte hinweg, muss man doch feststellen, dass die Geschicke der Gemeinde immer wieder von Sponagels bestimmt wurde.

Sei es als Dorfvogt, Schultheiß, Ortsrichter oder Kirchenvorstand.

Aus der Hirtensippe der Sponagel lösten sich in der Frühzeit von Kefferndal wenige Sprosse vom Hirtenamt und wurden Bauern. Durch Einheirat in alteingesessene Bauernfamilien, durch Fleiß und Tüchtigkeit, brachten  sie es zu Ehre, Ansehen und einem zeitgemäßen Wohlstand. Dieser vermehrte sich von Jahrhundert zu Jahrhundert und vererbte sich von Geschlecht zu Geschlecht, führte nicht selten zum Vogtamt oder anderen Spitzenämtern in der Gemeinde.

Johannes Sponagel war ein hünenhafter Vertreter seiner Sippe, der sich wegen seines herrschsüchtigen Umganges als Schultheiß mit seinen Bürgern nicht nur Freunde machte, aber andererseits sehr viel für die Gemeinde bewirkte.

Im bayrischen Erbfolgekrieg 1504 wurde auch Kefferdahl überfallen und zerstört. Der mordlustige Landgraf Wilhelm von Hessen überfiel und vergewaltigt die Frau von Johann Sponagel und brachte diesen, als der ihn zur Rede stellte, mitsamt seiner Frau um.

Ein weiterer Nachkomme „Philipp Sponagel“ erlitt 1632 ein ähnliches Schicksal als ein Trupp schwadronierender Schweden Keffernthal überfielen und ihn dann wegen Ungehorsam zuerst „schleiften“ und dann erhängten.

Nicht nur überragende Männer, die für das Gemeinwohl viel leisteten, darf das älteste Geschlecht des Dorfes für sich buchen, auch eine bedeutende Frau verdient genannt zu werden. Es ist die Enkelin des 85jährigen Jakob Sponagel.

Margarete Sponagel vereinigte in sich alle guten Eigenschaften ihres Stammgeschlechtes. Sie war als fürsorgliche Dorfmutter, als berechnende Diplomatin, wie auch als gesellschaftsfähige „Hofdame“ gleich geschickt. Dazu hatte sie das Glück, einen Mann zu bekommen, unter dessen Führung Kefferthal eine wirkliche Blütezeit erreichte.

Sie war von anmutender Schönheit, hatte einen rasch auffassenden Geist, natürlichen Mutterwitz und hatte zudem vom Vater Besitz geerbt. Auf Empfehlung des Kurfürsten durfte sie nach dem vierjährigen Besuch der Dorfschule in der nahen Stadt ein in französischem Geiste geleitetes Töchter-­Pensionat für Hofbeamte besuchen. Mit ihrer raschen Auffassungsgabe lernte Margarete schnell die französische Sprache; sie glänzte durch schlag­fertigen Geist und nahm die Umgangsgewohnheiten der am kurfürstlichen Hofe verkehrenden Töchter der Hofbeamten leicht an.

Sie fand sie ihr Lebensglück in der Heirat. Bei einem sonntäglichen Gottesdienstbesuch im benachbarten Pfarrdorfe sah Margarete einen schmucken Studenten der Heidelberger Hochschule, auf den sie ebenfalls Eindruck machte.

Dieser Johann Martin Dick aus „Veidenheim‘ war katholisch. Er sollte Weltgeistlicher werden, so wünschten es seine Eltern. Martin aber sattelte zur Juristerei um, Mit dem Kennenlernen der schönen Margarete hing er das Studium an den Nagel und half in dem väterlichen Bauernbetriebe mit Zukunftsabsichten.

Ihr Vater, Jakob Johann Sponagel, starb bald darauf an einer der in Keffer­thal damals oft vorkommenden Diphtherieseuchen. Deshalb übernahm das junge Ehepaar hier die Landwirtschaft des toten Vaters.

Der eingeheiratete Martin Dick als neuer juristisch gebildeter Schultheiß verhalf dem Dorf Keffernthal zu neuer Blüte. Sein Idenreichtum und seine ausgezeichneten Beziehung zum kurfürstlichen Hof, auch Dank der diplomatischen Fähigkeiten seiner Frau Margarete, geb. Sponagel, verschafften der Gemeinde  Anerkennung und Wohlstand.

Er verstand es auch die Rechte der Bürger wirkungsvoll gegen die damalige Mannheimer Gerichtsbarkeit zu verteidigen.

So soll einmal ein hoher Gerichtsbeamter gesagt haben „ Noch so ein Schultheiß von Martin Dicks Schlag, und wir müssen 3 weitere Hofräte bestellen“

Als dann um 1750 Johann Baptist Le Metre als Landwirtschafts- und Gemeinwesen Sachverständiger hinzu kam, fanden diese beiden rasch zusammen. Dick und Le-Metre verdanken die Keferthäler den wohl größten Impuls und Fortschritt in der Landwirtschaft im Bauwesen und der aufkommenden Handwerkerschaft. 38 Jahre dauerte das äußerst erfolgreich Zusammenwirken von Schultheiß und Ortsrichter Martin Dick und Gärtner, Landwirt und Bausachverständiger Johann Baptist Le Metre, der zuletzt auch die Stelle des Ratsschreibers inne hatte.

So ist die Geschichte der Sponagel untrennbar mit Käfertal verbunden. Auch heute noch bringen sich Sponagel in das gesellschaftliche Leben in Mannheim ein.

Nicht immer wurden sowohl den Sponagels als auch Le Metre für ihre Verdienste von Bürgern und Hof gedankt. Schon der Urvater Phillip empfing die Bürgerrechte für sich und seine Nachfahren erst auf der Totenbahre.

Le Metre musste gar seine verstorbene Frau wegen ihres reformierten Glaubens auf dem Friedhof von Feudenheim zu Grabe tragen, weil kefferthaler religiöse Eiferer ihm die Bestattung auf dem katholischen Friedhof in Keffernthal verweigerten.